20112014

die Seifenblase platzt 

Natürlich verläuft hier nicht alles nur negativ. Im Ausreisekurs haben wir uns jedoch mit dem Problem der „Single Story“ befasst. Das Problem ist nämlich oft, dass die Menschen, die unsere Geschichten lesen, nur diese Geschichten lesen und so wird das was uns passiert auf das ganze Land oder alle Menschen projiziert. Außerdem weiß ich natürlich nicht, wer den Blog liest. Dennoch möchte ich heute mal auf ein paar negative Dinge hier eingehen.

1. Natürlich kommt es zu Missverständnissen. Nicht nur durch die Sprache, sondern auch durch verschiedene Vorstellungen und Mentalitäten. Häufiger hatte ich jetzt auch schon das Problem, dass ich mich mit Menschen hier unterhalten habe, von denen ich dachte, dass sie wirklich gut Deutsch können. Leider stellte sich dann aber heraus, dass sie viel besser sprechen können, als sie verstehen.  Auch habe ich gemerkt, dass hier zwar viele gut deutsch sprechen können, jedoch aber sehr große Ausdrucksprobleme haben, die einen Satz, der vielleicht ganz anders gemeint war, ziemlich streng oder gar beleidigt klingen lassen.

2. Aufgefallen ist mir, dass man hier nicht so direkt ist. Man sagt sich hier nichts direkt ins Gesicht sondern umschreibt es lieber kompliziert oder erwähnt es gar nicht. Dies ist für uns Freiwillige sehr anstrengend, weil wir nicht wirklich wissen, ob wir gemocht werden, oder nicht. Man sagt zwar den deutschen nach, dass wir kühl seihen, aber ich denke, wir sind auch ehrlich und wenn wir jemanden dann mal wirklich mögen, dann zeigen wir dies auch.

3. Ganz anders habe ich mir hier auch die Mentalität vorgestellt. Obwohl ich vor dem FSJ noch nie in Rumänien war, hatte ich irgendwie die Vorstellung, dass die Menschen hier sehr herzlich und man irgendwie sehr viel Liebe spürt. Dem ist aber nicht so. Es wird auffällig wenig gelacht auf den Straßen, von den Rumänen noch weniger als von den Ungarn. Die Menschen eilen quasi wie in Deutschland durch die Straßen. Man sieht hier auch wenig Spaziergänger. Wenn ich mich an Pristina im Kosovo zurückerinnere fallen mir direkt die ganzen Familien ein, die zusammen durch die Stadt gelaufen sind. Hier sieht man nur Frauen mit ihren Kindern und Männer die alleine unterwegs sind. Generell habe ich das Gefühl, dass die Menschen in meiner Umgebung viel arbeiten.

4. Es ist wirklich schwierig hier Leute kennen zu lernen. Wie bereits erwähnt, sind die Männer hier generell nicht an Freundschaften interessiert. Außerdem hat man das Gefühl, die Rumänen bleiben generell lieber unter sich. Dies bestätigen mir auch die ausländischen Studenten. Die Ungarn sind zwar alle recht freundlich, aber hier weiß man, wie oben beschrieben, auch nie, woran man ist.

5. Eines meiner persönlich größten Probleme ist das Sprachproblem. Es ist einfach hart, wenn man sich jeder Woche nach der Arbeit noch zum Ungarisch Unterricht (welcher wirklich Spaß macht, aber nach der Arbeit ist es wirklich ein bisschen viel) schleppt und einfach nicht weiterkommt. Ich bin nun 3 Monate im Ausland, lerne und übe wirklich viel und kann immer noch kaum einen geraden Satz bilden. Jetzt erste lerne ich die Verben konjugieren. Und es ist so deprimierend, wenn man die Sachen hier einfach nicht anwenden kann. Genauso deprimierend ist es übrigens, dass ich kein rumänisch spreche. Die Leute auf der Straße sprechen mich an und ich habe keine Ahnung.

6. Leider ist es hier auch nicht wirklich üblich sich gegenseitig zu loben oder einfach mal etwas Nettes zu sagen. Das Gefühl der Müdigkeit des Erklärens kommt auf, was auch verständlich ist, wenn man als Einsatzstelle schon seit über 5 Jahren Freiwillige hat. Für mich ist dies aber natürlich demotivierend. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen