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Nach meinem Projektbesuch Ende Mai letzten Jahres fuhr ich noch nach Bukarest, um mir die Hauptstadt meines zukünftigen Heimatlandes anzuschauen. Vom blühenden, faszinierenden Transsilvanien reiste ich in das graue Bukarest. Die wenigen Farbflecken, die man dort findet, sind die Blumen auf den Friedhöfen am Stadtrand. Während Rumäniens Bevölkerung hungert, lässt sich Nicolae Ceausescu ein Denkmal errichten und zerstört somit  rund 40.000 Wohnungen, ein Dutzend Kirchen und drei Synagogen. Außerdem veranlasste er die Zwangsräumung großer Teile der Altstadt. Um das Gebäude, auch den den “Palast des Volkes” genannt zu umlaufen, benötigt man mehr als eine Stunde. Aber Nicolea Ceausescu hinterließ weit mehr, als nur dieses Parlament. Noch heute erinnern sich die Menschen an die Zeit des Kommunismus zurück:

Zusammenfassung der Geschichte
Im Jahr 1968 marschierten sowjetische Truppen in die Teschechisch-Slowakei ein (Prager Frühling). Um seinen Ausbruch aus dem Schatten seiner Partei zu zu erreichen, organisierte Ceausescu eine Demonstration gegen die Sowjets. Offen formulierte er den Widerstand gegen die Sowjets und traf damit auf Begeisterung bei der Bevölkerung. In diesem Moment schaute die ganze Welt auf Bukarest. Die Rumänen waren stolz auf ihr Land und spielten gerne bei den inszinierten Veranstaltungen mit. So applaudierten sie zum Beispiel bei inszinierten Empfängen für internationale Staatsoberhäupter. Ceausescu galt als Vermittler zwischen Ost und West, außerdem war er ein Meister der Selbstinszenierung. Gekonnt machte er sich und seine Frau Elena zu den Stars des Landes. Dabei bekam er viel Unterstützung von den Medien, Künstlern und Dichtern. Durch diesen Personenkult gab Ceausescu dem Volk Sicherheit und Hoffnung. Die Menschen begannen ihrer Regierung wieder zu vertrauen. Die Bevölkerung, durch den Erfolg der Distanzierung zur Sowjetunion geblendet ließ zu, dass Ceusescu alle anderen Machtoberhäupter aus dem Weg räumte. (Gheorghiu-Dej starb unter dubiosen Umständen, N.S. Chruschtschow unterlag einem Putsch) Das Ziel Ceausescus war es Rumänien völlig vom internationalen Handel abzuschneiden. Aus diesem Grund baute er Fabriken, damit die Rumänen selbst alles herstellen konnten, was sie brauchten.

Außerdem sorgte Ceausescu führ ein Kulturprogramm. Bei riesigen Massenveranstaltungen, die ca. 4 mal im Jahr veranstaltet wurden, sangen zum Beispiel Abteilungschöre und Schulklassen. Die Menschen sollten durch dieses gemeinsame Erlebnis enger zusammen geschweißt werden.
Im August 1965 wurde das Land in „Sozialistische Republik Rumänien“ umbenannt, um auf die Bewältigung der ersten Etappen im Aufbau der kommunistischen Gesellschaft aufmerksam zu machen. Nachdem Ceausescu erst stellvertretender Landwirtschaftsminister und 1950 stellvertretender Verteidigungsminister war, wurde er 1974 zum Staatschef ernannt.
Nach und nach wurde anschließend die Fantasiewelt der Kulturveranstaltungen auf die Wirklichkeit übertragen. Zu Beginn feierte Rumänien große wirtschaftliche Erfolge und so huldigte das Volk weiterhin seinem Führer. In dieser Zeit gab es für Journalisten nur eine Regel: In den Medien musste deutlich werden, dass alle Erfolge von Ceausescu ausgingen. Hinter dem schönen Schein sorgte die Securitate (Geheimpolizei) für Ordnung. Trotzdem realisierte man immer mehr die Lüge über den finanziellen Erfolg. Beispielsweise bei einem Besuch Ceausescus in England hoffte man von englischer Seite auf den Verkauf von Flugzeugen. Doch obwohl Ceausescu immer mit seinem finanziellen Erfolg geprahlt hatte, bot er zum Austausch gegen die Flugzeuge nur Schiffsladungen mit Orangen und Rüben an. Doch irgendwann platzte die Seifenblase: die Fabriken waren schnell veraltet, die Energiepreise schoßen in die Höhe, es gab kaum noch Nahrung und der Strom wurde regelmäßig abgeschaltet. Doch Ceausescu versuchte die Fassade aufrecht zu erhalten und ließ die Medien weiter über den finanziellen Wachstum schreiben. Um sein Volk zu beruhigen wurden die Masseninszenierungen in den 80iger Jahren noch aufwendiger. In Wirklichkeit steckte Rumänien jedoch in einer katastrophalen Wirtschaftskrise. Um die Schulden bei den internationalen Banken zu begleichen, ließ Ceausescu sämtliche Erträge aus der Landwirtschaft verkaufen, was eine große Armut zur Folge hatte. Und obwohl es der Bevölkerung immer schlechter ging, begann Ceausescu seinen Palast bauen zu lassen. Interessanterweise befindet sich in diesem Palast kein einziges importiertes Teil. Hiermit wollte er Rumäniens Unabhängigkeit zeigen. Doch die Ära Ceausescus näherte sich dem Ende. Dem Volk ging es immer schlechter und bei der letzten Kulturveranstaltung weigerten sich die Schauspieler mitzuspielen, bei den Jubelparaden kam der Applaus nur noch aus den Lautsprechern.
Bei seiner letzten Ansprache kam es zu einer Eskalation, die Menschen riefen Buhrufe und Ceausescu musste sich seiner Situation bewusst werden. Wenige Minuten später wurde das Gebäude gestürmt. Es kam zu Straßenkriegen zwischen den Anhängern und den Gegnern Ceausescus. Trotz Flucht Ceuausescus und seiner Frau Elena kamen die beiden nicht weit und wurden nach einem provisorischen Gericht öffentlich erschossen.

Ich habe versucht, die Ära Ceausescus so gut und knapp wie möglich zusammen zufassen. Zu meinen Quellen gehörten:
Rumänien Geschichte und Geographie von Kurt Scharr und Rudolf Gräf
Ceausescu Prunksucht eines Diktators – Arte Reportage
Kulturschock Rumänien Joscha Remus

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