14092014

Wieder ist eine Woche vorbei. Das Leben hier plätschert so dahin. Trotzdem kommt mir das alles hier täglich so unrealistisch vor. Man reist in ein anderes Land und zack ist alles verändert. Es ist nun mehr als einen Monat her, dass ich meine Heimat verlassen habe, in 3 Tagen bin ich 1 Monat in Targu Mures. Ich genieße das Leben hier, es geht mit gut. Natürlich gibt es Dinge, die mich jetzt schon stören.

Ich arbeitete täglich von 10.00 -16.00 im Philothea Klub. Immer noch ist dort recht wenig los. Also verbringe ich die meiste Zeit mit putzen, aufräumen und der Vorbereitung des Deutschkurses. Ansonsten schreibe und lese ich dort viel. Das genieße ich sehr, endlich habe ich wirklich Zeit und das bei der Arbeit- ironisch.
Mir gefällt das WG-Leben. Mittlerweile sind auch alle anderen Freiwilligen (nun sind wir 4) in der Stadt angekommen.
Es ist Tradition, dass alle Mitarbeiter und Mitglieder des Philothea Klubs am ersten Wochenende zusammen aufs Land fahren. Und wenn ich von Land spreche, dann meine ich Land - ich habe meine ersten Plumpsklo Erfahrungen gemacht. Das Wochenende tat gut. Die Leute haben sich viel mit Gott und ihren Vorstellung über ein religiöses Leben nachgedacht. "Warum bete ich nur wenn es mir schlecht geht?" "Wie kann ich gut am nächsten sein? - wie kann mir die Bibel dabei helfen? - Wie kann ich mit Gott in der Stille umgehen?" Für mich war es teilweise schwierig den Diskussionen zu folgen, zwar wurde mir alles super freundlich übersetzt, aber dafür reicht mein Schulenglisch einfach nicht. Trotzdem war es ein super Wochenende! Die Leute waren sehr sehr nett und es war einfach eine klasse Erfahrung ;- auch mit seiner Chefin Wein zu trinken.








Die Tage hier füllen sich mit arbeiten, einkaufen, putzen, und Sport / Gymnastik-Kurse bei der Caritas. Am Donnerstag ging es mit einer Freundin aus der Caritas zu einem Konzert. Es spielte eine sehr talentierte Band aus Afrika. Auch feiern gehen kann man hier sehr gut; unsere Nachbarn/Vermieter unterstützen uns dabei mit selbst gebrannten Palinca. Der knallt ordentlich!
Die Leute sind sehr nett und das Verhalten in den Clubs ist nicht groß anders als in Deutschland.


Auch meine Sushi-Sucht wird hier gestillt!

Im ungarischen gebe ich mein Bestes. Leider bin ich längst noch nicht bei dem Level angekommen, dass ich durch Zuhören neue Dinge lernen kann. Wenn neben mir jemand ungarisch spricht kann ich gerade "Ja" und "Nein" raushören. Außer derjenige spricht zufällig über Hunde, Katzen und Elefanten!
Ich bemühe mich sehr, aber es ist wirklich gruselig schwierig. Sich die Wörter zu merken, die Regeln, die keinen Sinn haben, auswendig zu lernen. Und es ist wirklich ein Problem, dass man zuhause sitzt, den ganzen Kram lernt und dann geht man raus und fast niemand spricht diese Sprache. Diese kleinen Dinge, wie im Restaurant bestellen oder etwas einkaufen, laufen hier alle auf rumänisch bzw. für mich auf englisch. Ich hoffe, dass wird besser sobald ich mit den Kindern arbeite.

Es wird gefragt, was mir zum Ungarn/Rumänen "Konflikt" hier einfällt. "Konflikt" möchte ich es nicht nennen, weil es keiner ist. "Problem" ist ein genauso unpassendes Wort. Ich suche noch nach der passenden und korrekten Bezeichnung. Ich bin sehr interessiert daran zu erfahren, wie die Menschen dieses "Ding" hier sehen.  Allerdings habe ich jetzt schon in den 4 Wochen hier gemerkt, dass es ein sensibles Thema ist. Trotzdem versuche ich es vorsichtig anzuschneiden. Dazu muss man sagen, dass ich natürlich zu sehr viel mehr Ungarn Kontakt habe als zu Rumänen. Und man hört so verschiedene Dinge. Ich möchte betonen, dass ich noch nichts erlebt habe. Meine Meinung bildet sich komplett aus Erzählungen und wissenschaftlichen Texten. - Manchmal gäbe es schon Straßenkämpfe und Streit. Viele Ungarn haben rumänische Freunde und umgekehrt. Alle Kinder hier müssen rumänisch lernen. Sie müssen es lernen, ob sie es auch möchten steht nicht zur Debatte. Mich hat eine Geschichte sehr beeindruckt. An dem Philothea Wochenende unterhielt ich mich mit einem Typen, der mir erzählte, er habe seit Jahren einen rumänischen Freund und sie hätten schon als Kinder zusammen gespielt. Irgendwann wurde aber doch das Sprachproblem zum Verhängnis. Er war zwar gerade dabei in der Schule rumänisch zu lernen, doch dadurch, dass auf in einem ungarischen Dorf aufwuchs, hatte er relativ wenig Möglichkeiten die Sprache richtig zu lernen. Aus diesem Grund entschied sich besagter Freund dazu ungarisch zu lernen, um sich mit ihm unterhalten zu können!
Als ich einen rumänischen Freund ganz vorsichtig auf das Thema ansprach, wechselte er direkt das Thema. Für ihn wären die Ungarn kein Problem, sondern die Roma.
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Erste Eindrücke:

- es gibt hier sehr viele Zebra Streifen, allerdings sind nur manche gültig.
 Welche, dass weiß keiner so genau
- es gibt unheimlich viele Mülleimer hier, mindestens alle 10 Meter
- es gibt viele Grünstreifen auf denen sehr viele schöne Bänke stehen
- die Spielplätze überraschen mich jedes mal aufs neue!
- die Stadt ist so unglaublich sauber
- ich habe hier zum ersten Mal Kinder beim Kleber schnüffeln gesehen
- Plumpsklos sind gar nicht so schlimm, wie man denkt
- ich habe hier zum ersten Mal diese gelben Leimrollen Fliegenfallen gesehen und war tief beeindruckt
- man sieht hier überall viele Fahrschulautos auf der Straße
- generell bin ich froh, dass ich hier kein Auto fahren muss
- wenn man Post verschicken möchte, muss man ca. 30 Minuten Zeit
einplanen und gute Nerven haben
- die Infrastruktur ist besser als gedacht
- viele Ungarn können deutsch und sind sehr interessiert
- es gibt hier sehr schöne und bunte Häuser
- die Stadtteile in Targu Mures unterscheiden sich wie Tag und Nacht
- hier vegan zu leben ist ein Abenteuer und beinhaltet die tägliche Jagd nach Lebensmitteln
- Palinca ist der Horror und macht einen üblen Kater!


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