Nun ist es soweit, die 2
Monate in Temuco sind vorbei. Es war eine sehr bewegende Zeit die wir nun hier
als ein Fazit zusammenfassen möchten. Wie mit allem auf diesem Blog, haben wir
uns auch hiermit sehr viel Mühe gegeben. Wir hoffen, dass es einige lesen und
damit besser verstehen, was der Austausch für eine Bedeutung für uns hat(te).
Natürlich, aber man muss
wohl noch einmal betonen, war dies kein normaler Austausch. Uns war klar, dass wir nicht wieder nach Deutschland
kommen und perfekt Spanisch sprechen werden, wie es sicherlich einige denken.
Der Austausch gilt ehr der Kulturvermittlung. Natürlich sollten wir hier auch
Spanisch lernen. Aber da wir auf eine deutsche Schule gingen, unsere
Austauschpartner Deutsch sprechen und auch sprechen wollten und wir eine
ziemlich große Gruppe Deutscher Austauschschüler waren, war verständlich, dass
wir nicht so viel Spanisch lernen würden, wie wenn wir 2 Monate auf eine
normale Schule nach z.B. Spanien gehen würden.
All‘ das war uns aber bewusst!
Vorstellungen
Wir sind mit sehr
gemischten Vorstellungen nach Chile gefahren. Wie wir bereits geschrieben
haben, war es für uns bereits ein Kampf nach Chile zu kommen. Dies hing mit den
Noten zusammen. Aber letztendlich haben wir es doch geschafft. Wir erinnern uns
noch genau daran wie Maddy zwei Wochen vor der Abreise zu Kara sagte „ Ich
finde es muss jetzt mal langsam los gehen. Wir haben jetzt so viel gekämpft und
vorbereitet, alles ist bereit, jetzt ist mal Zeit loszulegen.“
Bereits auf unseren
Bewerbungen hatten wir geschrieben, was unsere Vorstellung an dieses Land/
diesen Austausch sind. Wir wollten hier einiges lernen. Neben der Sprache
wollten wir auch eine andere Kultur kennen lernen und auch eine andere Familie.
Wir wollten uns auch selbst besser kennen lernen: Wir wollten lernen wo unsere
Grenzen sind, wie offen wir auf andere Menschen zu gehen und wie wir uns am
anderen Ende der Welt verhalten.
Unsere Vorstellungen an
die Sprache waren anders als es eintreffen sollte. So große Unterschiede
zwischen Castellan und Spanisch hatten wir nicht vermutet.
„Chilenisches Spanisch unterscheidet
sich so sehr vom dem „normalen “ Spanisch, wie Oxfort Englisch von schottischem
Englisch.“
Aber nach zwei Wochen
kamen wir auch damit klar. Natürlich verstehen wir immer noch nicht alles. Wir sprechen immer noch größtenteils im
Präsent. Wir sind alle sehr gespannt ob und wie viel wir mehr können werden als
diejenigen, die weiter in der Schule Spanisch gelernt haben. Wir glauben, dass
wir nicht mehr können werden, da uns einfach viele Dinge fehlen, wie zum
Beispiel die Zeiten. Aber wir denken, dass wir vieles besser anwenden können. Außerdem können wir jetzt auch viele „Jugendausdrücke“
und Alltagssätze. Es war für uns alle der erste Austausch! Jetzt wissen wir
erst, wie toll es ist eine andere Sprache verwenden zu können.
Am Anfang waren die
Chilenen sehr darüber verwundert, wie wenig wir über ihr Land wussten. Im
Gegensatz zu ihnen, die sehr sehr viel über Deutschland, auch durch die Schule,
wissen, konnten wir immer nur von dem
Erdbeben erzählen, dass in Chile stattfand.
Wir hatten uns überlegt,
wie Chile wohl sein würde und kamen zu dem Entschluss, dass es etwas europäisch
sein würde. Aber als wir hier waren, spürten wir aber auch, dass wir uns in Amerika befinden. Es
ist eine gute Mischung zwischen beiden Kulturen (europäisch + nordamerikanisch).
Es ist sehr schwierig
seine Vorstellungen von vor der Reise zu formulieren, wenn die Reise schon
vorbei ist. Der ganze Stress vor der Reise hat uns nicht wirklich darüber
nachdenken lassen, wie die Reise werden würde. Natürlich hatten wir ein paar Bedenken
und auch ein bisschen Angst, wie es werden würde. Aber letztendlich haben wir
uns einfach nur gefreut! Vielleicht war es auch gut, dass wir nicht mit klaren
Vorstellungen und Erwartungen hier hin gefahren sind, so konnten wir offen auf
alles zu gehen.
Umgang mit der Familie
Der Umgang mit der
Familie ist sehr herzlich und es wird viel Respekt gezeigt. Alle verhalten sich
sehr höflich gegenüber und es wird sich über die gewöhnlichen Dinge
unterhalten. Die älteren Menschen haben Vorrang. Das heißt bei Freunden werden
eigentlich immer zu erst die Eltern begrüßt. Das Verhältnis von den Freunden
und den Eltern ist in Temuco vielleicht auch anders, da sie sich bereits seit
dem Kindergarten kennen. Die Jugendlichen bezeichnen die Eltern von Freunden
als Tío/Tía (Onkel/Tante), das auch ein Gefühl von Familie vermittelt. Man
fühlt sich immer willkommen durch die offene Art der Familie und Familienfeste
oder Familienessen finden häufig statt. Die Familie ist das Wichtigste hier in
Chile. Die meisten Familienmitglieder wohnen in der Nähe und auch regelmäßige
Besuche sind normal.
Unterschiede zwischen Deutschland und Chile
Natürlich gibt es große
Unterschiede, obwohl, wie bereits erwähnt Chile vom optischen etwas Europäisch
wirkt. Es gibt hier, wie in Deutschland
schöne Viertel, aber auch echt hässliche Viertel. Die Hochhäuser sehen von
Innen aus wie Hotels mit einer Rezeption (man erinnere sich an Hotel Zack &
Cody). Hier, in Temuco, gibt es viele
Häuser, die oftmals alle sehr gleich aussehen. Meistens mit einem Glaserker vorne
und einer Einfahrt mit Tor. Was uns allerdings schon aus dem Flugzeug von
Santiago aufgefallen ist: Die Häuser sind hier viel bunter! Dadurch wirkt alles
etwas freundlicher. Dreckig ist es hier allerdings trotzdem und die viele
Straßenhunde lassen einen der Stadt nicht unbedingt vertrauen.
Trotzdem sind die
Menschen sehr nett. Vor allem in den Bars und Cafés. Wir finden zwar, dass sie alle nicht so oft
lächeln, aber die sind sehr freundlich, wenn man sich mit ihnen unterhält. Wir
haben sehr schnell sehr viele Freunde gefunden! Aber das, mit der
Freundlichkeit, hängt natürlich auch damit zusammen, wie man auf die Menschen
zugeht.
Es gab allerdings auch
Dinge die uns sehr gestört haben. Zum Beispiel wenn man Einkaufen war, bekam
man immer, egal wie viel man kaufte, alles direkt eingepackt. Hinter der Kasse
stand immer noch ein zweiter Mitarbeiter, der dafür zuständig war und dem man
danach meistens Trinkgeld gab. Wir versuchten aber meistens die Sachen vor dem
Mann mit den Plastiktüten einzupacken, da wir es für Umweltverschmutzung und
unnötig hielten alles einzeln einpacken zu lassen.
Auch anders war hier, was
uns auch recht schnell aufgefallen ist, dass die Menschen hier andere
Höflichkeitsformen haben. So wird zum Beispiel selten gewartet, schon gar nicht
beim Essen. Es kann also sehr schnell vorkommen, dass man auf einmal alleine da
sitzt, weil alle schon abgeräumt und fertig gegessen haben. Auch am Anfang wird nicht auf alle gewartet,
was für uns sehr ungewöhnlich war. Die Ellenbogen gehören hier übrigens auf den
Tisch. Ebenso ist es kein Problem, wenn man mal eben telefonieren muss. Dabei
bleibt man dann am Tisch sitzen.
Kochen und Spülen tut die
Nana oder die Mutter. Nie hat der Vater
gekocht oder gespült. Der Umgang mit der Nana war für uns bis zum Ende
schwierig. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir uns von Anfang an nicht an
die Nanas gewöhnen wollten. Dass das Bett mittags gemacht ist fanden wir zwar
sehr gut, aber jedes Mal unsere Klamotten suchen zu müssen war nicht so schön!
Wir wussten zwar, dass die Nanas hier gut bezahlt werden und das sie froh sein
konnten einen Job zu haben, aber trotzdem taten sie uns irgendwie leid. Man
meinte zwar zu uns beiden, dass die Nanas mehr Freund als Nana wären, aber das
stimmte ehr weniger ( bzw. sah es für uns nicht danach aus) . Manchmal wurden
sie echt ganz schon herum kommandiert und essen mussten sie auch in der Küche
und nicht mit uns am Esstisch.
Einerseits denken wir
brauchen manche Familien eine Nana, weil die Eltern beide arbeiten. Andererseits
arbeiten bei uns auch beide Elternteile in Deutschland und sie schaffen den
Haushalt trotzdem. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir helfen. Was
hier nicht der Fall ist. Hier ist man schon mit Nudeln kochen überfordert.
Wovon wir allerdings
begeistert waren, war das Verhalten der Schüler in der Schule. Im Gegensatz zu
unserer Schule, wo Markendruck, Cliquenbildung und Lästern an der Tagesordnung
stehen waren hier alle nett zueinander. Natürlich gibt es hier auch Gruppen die
sich besser verstehen als andere, aber trotzdem versteht sich jeder mit jedem.
Vielleicht liegt das auch daran, dass man hier ein Jahr länger im
Klassenverband unterrichtet wird. Das Problem des Markendrucks wird hier durch
Schuluniformen gelöst.
Von den Schuluniformen
sind wir mittlerweile begeistert. Es ist mehr oder weniger eine einmalige
Anschaffung, da die Uniform immer durch Generationen weitervererbt wird. Die
von unserer Schule finden wir sogar relativ schön! Es bleibt trotzdem viel
„Platz“ für Individualität, da die Schüler Frisur, Nagellack, Accessoires und
Taschen selbst bestimmen können. Außerdem gibt es einmal im Monat den Jeans-
Tag, wo die Schüler gegen 1000$, die gespendet werden, ihre normalen Klamotten
tragen dürfen.
Klar wollten manche statt
ihrem alten Handy lieber ein Iphone, aber das ist dann ihr Wunsch und kein
Druck. Hier wird sich geholfen und auch viel untereinander ausgeliehen. Natürlich
gibt es auch ruhigere Schüler, aber auch die kamen mit allen klar und wurden
akzeptiert.
Die Jugendlichen machen,
genau wie wir in Deutschland, sehr viel Party. Zwar ist hier alles ab 18
Jahren, aber irgendwie bekommen sie trotzdem was sie möchten und kommen auch
dahin wo sie möchten. Es wird sich aber auch oft einfach nur zum gemeinsam
Sushi oder Tacos essen oder Filme gucken getroffen.
Auch ist uns der
Unterschied der Spontanität aufgefallen. Natürlich liegt das auch wieder an den
Familien in Deutschland, was man von zu Hause gewöhnt ist, aber hier ist man
wirklich sehr spontan. Abends heißt es, dass man vielleicht am Wochenende in
eine andere Stadt fährt und am nächsten Morgen gibt es schon wieder ganz andere
Ideen.
Der letzte Unterschied,
der uns aufgefallen ist, ist die Abhängigkeit von den Eltern. Die Eltern wollen
immer genau wissen wo du mit wem bist. Am liebsten holen sie dich überall ab.
Das liegt allerdings auch daran, so Maddy’s Gastvater, dass die Eltern ihre
Kinder hier sehr selten sehen. Die Jugendlichen hier scheinen das zu genießen.
Aber wir in Deutschland sind es gewöhnt, dass man seine Eltern manchmal nur
eine Stunde am Tag sieht. Ansonsten sind wir mit Bus und Bahn unterwegs und
können uns auch selbstverständlich selbst etwas zuessen machen. Dieses
Verhalten in Temuco hat uns etwas schockiert.
Diese Unterschiede wirken
nun vielleicht so, als würden wir uns darüber beschweren, aber das tun wir
nicht. Uns war von Anfang an klar, dass wir in eine andere Kultur mit anderen
Sitten fahren würden. Und WIR müssen uns an die Familien anpassen, nicht
umgekehrt!
Veränderungen an uns
„Manchmal braucht man
eine Weile Abstand von den Menschen die man liebt. Das heißt aber nicht, dass
man sie dadurch weniger liebt. Manchmal liebt man sie dadurch umso mehr.“
Dieses Zitat drückt aus,
was die größte Veränderung an uns war: Wir haben angefangen unsere Heimat und
unser Leben dort zu schätzen. Dadurch das wir angefangen haben zu
vermissen. Wir haben schon vor der Reise
gemerkt, was für eine Ehre es ist diese Chance bekommen zu haben und sie nutzen
zu dürfen. Aber jetzt wo wir hier sind ist es unbegreiflich. Dieser Gedanke „Ich stehe am anderen Ende der Welt“, ist
einfach unbeschreiblich.
Wir waren schon vor der
Reise sehr selbstständig und jeder der uns länger kennt weiß das auch. Wir
unternehmen sehr viel und sind dabei wenig auf Hilfe angewiesen. Wir denken nicht, dass wir durch Chile
selbstständiger geworden sind, dadurch, dass wir so sehr Abhängig von unseren
Gasteltern bzw. Geschwistern waren. Aber vielleicht wird sich dies noch durch
die kommende Rundreise ändern, in der wir vollkommen auf uns allein gestellt
sind.
Vielleicht wurde unser
Selbstbewusstsein gestärkt. Das Gefühl „ Wow, ich bin jetzt hier“ kann einem
keiner mehr nehmen und darauf können wir auch stolz sein. Nicht jede
sechzehnjährige kann von sich behaupten am anderen Ende der Welt gelebt zu
haben. Es ist nochmal ein Unterschied ob man mit seinen Eltern 3 Wochen Urlaub
in den USA macht oder für 2 Monate alleine in einer Familie lebt.
Durch diese Reise haben
wir unsere Grenzen noch besser kennen gelernt. Wir wissen nun, ab wann wir
Heimweh bekommen. Wir sind hier auf einer Emotionalen Achterbahn gefahren und
haben gelernt mit allem umgehen zu müssen/können. Wir mussten viele Entscheidungen alleine,
ohne unsere Eltern treffen und haben alles gemeistert.
Und ein sehr wichtiger Punkt, der zwar keine
Veränderung ist aber eine Bekräftigung ist die Freundschaft zwischen Kara und Maddy,
die sich hier neu aufgebaut und verstärkt hat. Auch hier haben wir gestritten
und uns wieder vertragen. Wenn es ein Problem gab waren wir unsere
Ansprechpartner. Wir konnten über alles reden und das ist sehr wichtig, wenn
die Familie so weit entfernt ist. Auch hier haben wir sehr viel miteinander
unternommen und die Stadt Temuco alleine erkundet. Wir haben uns noch besser
kennen und lieben gelernt. Wir sind beide sehr froh, dass wir dieses Abenteuer
miteinander teilen konnten.
Was wir vermisst haben
Selbstverständlich haben
wir unsere Familie und unsere Freunde vermisst! Aber auch ein paar „deutsche“
Eigenschaften fehlten uns. Wie zum Beispiel die Disziplin und Selbstständigkeit.
Auch haben uns einfache Umarmungen gefehlt. Natürlich sind die ganzen Küsse zur
Begrüßung auch nett, aber für uns hat eine Umarmung eine andere Bedeutung. Wir
haben die freudigen Begrüßungen am Morgen in der Schule unserer Freundinnen
vermisst, sowie die Wochenenden, die wir ebenfalls meistens mit ihnen
verbringen. Wir haben das gemeinsame Einkaufen mit unseren Müttern vermisst und
die tägliche Routine die anfängt beim Reiskochen und aufhört beim Asi-TV
gucken. Des weiterem haben wir unsere vertrauten 4 Wände und unsere eigene
Zimmergestaltung vermisst. Wir haben es vermisst einfach mal abzuschalten und
die Verantwortung und andere Planungen unserer Familie zu überlassen.
Was wir vermissen werden
Wir werden hier einiges
vermissen, immerhin haben wir uns hier quasi ein zweites Leben aufgebaut.
Natürlich wird es nicht so „krass“ werden wie bei denjenigen, die ein Jahr im
Ausland waren, aber einfach wird es trotzdem nicht werden. In zwei Monaten erkennt
man neue Dinge, gewöhnt sich an diese und lernt sie zu schätzen und zu lieben.
Wir haben uns nicht komplett an dieses Leben gewöhnen können. Aber das kann man
nie, auch wenn man ein Jahr weg ist wird
man im letzten Monat noch neue Sachen kennen lernen. Vor allem da wir den
Schulalltag nur halb miterlebt haben!
Einerseits werden wir es vermissen
freie Tage zu haben und machen zu können was wir wollen. Andererseits, wie eben beschrieben,
vermissten wir die Forderung an uns. Aber es war doch sehr schön aus der Schule
zu kommen und den ganzen Tag genießen zu können. Einfach den ganzen Tag zu
schlafen oder bis spät abends etwas zu unternehmen.
Natürlich, und das ist klar,
werden wir die Familie und die Menschen, die wir hier kennen und lieben gelernt
haben, vermissen. Man hat einfach ganz neue Erfahrungen mit Menschen gesammelt.
Besonders traurig ist der Gedanke, dass man nicht weiß, wann man diese Menschen
wieder sehen wird. Es kann sein, dass uns das Schicksal bereits nach dem Abitur
wieder nach Chile verschlägt, es kann aber auch sein, dass wir hier nie wieder
hinkommen werden. Trotzdem haben wir die Zeit hier genossen. Wir haben neue
Lebensstile von neuen Menschen kennen gelernt. Wir haben viel mit unseren
Familien unternommen, sie haben sich sehr viel Mühe gegeben uns Chile und das
Leben hier näher zu bringen. Uns wird es fehlen Ausflüge in verschiedene Orte
zu machen. Gemeinsam haben wir viel gelacht und viel geredet.
Zu dem Vermissen der
Familie gehört vor allem eines und das muss hervorgehoben werden: Wir haben in Deutschland beide noch
Geschwister, aber das Leben mit einer Schwester war uns beiden neu. Zwar sehen
wir unsere Schwestern schon an Weihnachten wieder, aber es wird trotzdem sehr
hart auf einmal alleine zu sein.
Man muss sagen Josefina und Catalina war für uns wie die großen
Schwestern, die wir nie hatten. Sie waren immer für uns da und führten uns „ an
ihrer Hand“ durch das Leben hier. Sie erklärten uns sehr viel und setzte sich
oft für uns ein. Natürlich waren sie auch irgendwo unsere Übersetzerin, falls
es Verständigungsprobleme gab. Wir stellten auch Charakterlich viele
Gemeinsamkeiten fest. Wir freuen uns sehr
auf die Zeit mit ihr in Deutschland.
Eine Freiheit die uns fehlen wird ist der
Gedanke „Mich kennt und versteht hier keiner.“ Es war einfach zu schön, über
die Menschen reden zu können, obwohl sie neben einem stehen. Jeder kennt das
aus dem Urlaub in einem fremden Land. Wir könnten hier quasi machen was wir
wollen und auch aussehen wie wir wollen. Das war schon irgendwie lustig.
Das letzte und größte was
uns fehlen wird ist das neue entdecken. Jeden Tag hatten wir die Chance etwas Neues
auszuprobieren. Sicher, das können wir in Deutschland auch, aber hier ist es
was ganz anderes. Wir konnten jeden Tag nutzen und das meiste herausholen. Jeden Tag hatten wir die Chance ganz viele
neue Dinge zu lernen und sei‘ es nur eine neue Vokabel. Das war ein unglaublich tolles Gefühl!
Was wir nicht vermissen werden
Die Spontanität konnte
sehr nervig sein, weil sie uns sehr in der eigenen Tagesgestaltung
eingeschränkt hat. Außerdem merkten wir sehr, dass die Chilenen oft in ihren
Entscheidungen auf ihre Eltern angewiesen waren, was schon mit dem ständigen
Hinbringen und Abholen anfing.
Zudem werden wir auch die Straßenhunde nicht
vermissen, die uns einfach nur leid taten, nervig sein konnten und teilweise
auch angsteinflößend waren.
Außerdem freuen wir uns
schon sehr darauf, endlich wieder frischgepressten Orangensaft und Marmelade
aus echten Früchten zu essen, da die aus der Tüte doch etwas künstlich/süß schmecken.
Wir sind froh bald nicht mehr aus Höflichkeit essen zu müssen, da die fünf
Gänge pro Mahlzeit unseren Magen schon sehr strapaziert haben und wir oft mit
Bauchschmerzen kämpfen mussten. Trotzdem haben wir alles gegessen, was wir von
unserer Familie vorgesetzt bekommen haben, um nicht den Eindruck zu machen,
dass uns etwas nicht schmeckt. Denn das Essen schmeckt wirklich toll. (DEMENTSPRECHEND
SEHEN WIR NUN AUCH AUS)
Ein weiterer Punkt an den wir uns bis zum Ende
nicht gewöhnen konnten waren die Wetterumschwünge. Wir erinnern uns an einen
Tag an dem es aus Eimern gegossen hatte. Als wir uns daraufhin in eine Bar
retteten, um unsere klitschnassen Hosen auszuziehen und unsere Skihosen anzuziehen,
hatte es bereits aufgehört zu regnen und als wir wieder rauskamen schien die Sonne.
Was werden wir anders machen?
Wenn Cata und Jose nach
Deutschland kommen, werden wir auf jeden Fall besser vorbereitet sein und schon
Planungen für die Wochenenden parat haben. Außerdem sollen sie keine Probleme
mit dem Überbrücken von Strecken zu anderen Orten haben. Wir möchten alles so
gut vorbereiten, dass wir im Nachhinein nicht sagen müssen, was wir alles noch
hätten machen können oder wozu wir keine Zeit gefunden haben. Wir möchten
darauf achten, dass unsere Austauschpartner jeden Tag Programm haben und von
uns beschäftigt werden, wenn sie nicht wissen, was sie machen sollen, damit sie
jeden Tag richtig nutzen können, keine Langeweile haben und auch keine Zeit für
Heimweh bleibt. Außerdem möchten wir sie mehr in unseren eigenen Alltag
einbeziehen und ihnen gleichzeitig Freiraum lassen, Entscheidungen selbst
treffen zu können. Schließlich möchten wir auch mehr zu viert unternehmen
Rat an andere / Würden wir das nochmal machen ?
Alles in allem würden wir
jedem einen Austausch empfehlen, da man einfach unwahrscheinlich viel über sich
selbst lernt.
Wir würden auch auf jeden
Fall einen Austausch nochmal machen, aber nur unter der einen Bedingung, dass
wir die Versicherung hätten, dass wir immer Internet hätten, da Maddy damit einige
Probleme hatte. Wenn du 13.000 km von deiner Familie und deinen Freunden
entfernt bist und du endlich einen Termin zum skypen gefunden hat, trotz der
sechs Stunden Zeitverschiebung und dann alles scheitert, weil dein Internet
nicht funktioniert, dann ist das etwas was dich wirklich aus der Bahn werfen
kann. Klar, muss man daran denken, dass es mal auch eine Zeit ohne Internet
gab, aber wenn du weißt deine Freunde/ deine Familie sitzen jetzt in
Deutschland vor dem Computer und warten darauf das du online kommst, ist dir
das auch egal.
Das wäre der einzige
Punkt, der uns wirklich wichtig wäre. Ansonsten ist ein Austausch eine
wahnsinnig tolle Erfahrung und wenn man die Chance von seinen Eltern und seiner
Schule bekommen sollte, sollte man sie auf jeden Fall wahrnehmen. Weil schaden
kann sie einem sowieso nicht.
Unser Rat an andere ist,
wenn sie diese Chance auch bekommen und wahrnehmen: Lebt nicht in Deutschland!
Natürlich sind die ersten zwei Wochen hart. Man schaut ständig auf die Uhr und
fragt sich „Was machen meine Freunde gerade? Was macht meine Familie gerade?“
Aber wenn man diese Chance angenommen hat, dann sollte man sie auch nutzen. Man
sollte sich integrieren. Die ersten zwei Wochen sind wahnsinnig hart. Und wir
möchten uns gar nicht vorstellen wie hart sie sind, wenn deine
Austauschschülerin nicht gerade Deutsch sprechen kann. Es lastet einfach ein
riesen Druck auf einem, man möchte am liebsten den ganzen Tag spanisch
sprechen, aber wenn einen keiner versteht und Vokabeln fehlen ist es wirklich
schwierig. Aber wenn man diese zwei Wochen überwunden hat, hat man auf jeden
Fall eine Sache gelernt: Man kann ALLES umschreiben, wirklich alles. Auch wenn
einem Vokabeln fehlen. Aber diese harte
Zeit, in den ersten zwei Wochen, ist wichtig und notwendig. Du und deine
Familie merkt, dass ihr euch Mühe gebt. Und das ist das Wichtigste. Ein
Austausch ist kein Urlaub. Es ist unheimlich anstrengend. Aber es lohnt sich!
_
Das war nun unser Fazit
zu unserem Austausch. Natürlich ist er noch lange nicht zu Ende. Nach der
Rundreise in den Norden, die wir nun starten werden kommt die zweite Etappe des
Austausches. Kurz vor Weihnachten werden uns unsere Gastschwestern für zwei Monate
in Deutschland besuchen. Über diese Zeit werden wir auf jeden Fall hier berichten.
Noch einmal möchten wir
uns bei allen bedanken die uns zu diesem Schritt, nach Chile zu fliegen,
geholfen haben. Ihr alle habt uns Unterstützt und darüber sind wir unwahrscheinlich
froh. Auch diejenigen, die uns während dieser Zeit hier geholfen haben ein
großes Dankeschön! So etwas ist nicht selbstverständlich. Aber die, die mit
einem so eine Zeit überstehen sind die wahren Freunde!
Dankeschön.
Dankeschön.
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