die Seifenblase platzt
Natürlich verläuft hier nicht alles nur negativ. Im
Ausreisekurs haben wir uns jedoch mit dem Problem der „Single Story“ befasst.
Das Problem ist nämlich oft, dass die Menschen, die unsere Geschichten lesen,
nur diese Geschichten lesen und so wird das was uns passiert auf das ganze Land
oder alle Menschen projiziert. Außerdem weiß ich natürlich nicht, wer den Blog
liest. Dennoch möchte ich heute mal auf ein paar negative Dinge hier eingehen.
1. Natürlich kommt es zu Missverständnissen. Nicht nur durch die
Sprache, sondern auch durch verschiedene Vorstellungen und Mentalitäten.
Häufiger hatte ich jetzt auch schon das Problem, dass ich mich mit Menschen
hier unterhalten habe, von denen ich dachte, dass sie wirklich gut Deutsch
können. Leider stellte sich dann aber heraus, dass sie viel besser sprechen
können, als sie verstehen. Auch habe ich
gemerkt, dass hier zwar viele gut deutsch sprechen können, jedoch aber sehr
große Ausdrucksprobleme haben, die einen Satz, der vielleicht ganz anders
gemeint war, ziemlich streng oder gar beleidigt klingen lassen.
2. Aufgefallen ist mir, dass man hier nicht so direkt ist.
Man sagt sich hier nichts direkt ins Gesicht sondern umschreibt es lieber
kompliziert oder erwähnt es gar nicht. Dies ist für uns Freiwillige sehr
anstrengend, weil wir nicht wirklich wissen, ob wir gemocht werden, oder nicht.
Man sagt zwar den deutschen nach, dass wir kühl seihen, aber ich denke, wir
sind auch ehrlich und wenn wir jemanden dann mal wirklich mögen, dann zeigen
wir dies auch.
3. Ganz anders habe ich mir hier auch die Mentalität
vorgestellt. Obwohl ich vor dem FSJ noch nie in Rumänien war, hatte ich
irgendwie die Vorstellung, dass die Menschen hier sehr herzlich und man
irgendwie sehr viel Liebe spürt. Dem ist aber nicht so. Es wird auffällig wenig
gelacht auf den Straßen, von den Rumänen noch weniger als von den Ungarn. Die
Menschen eilen quasi wie in Deutschland durch die Straßen. Man sieht hier auch
wenig Spaziergänger. Wenn ich mich an Pristina im Kosovo zurückerinnere fallen
mir direkt die ganzen Familien ein, die zusammen durch die Stadt gelaufen sind.
Hier sieht man nur Frauen mit ihren Kindern und Männer die alleine unterwegs
sind. Generell habe ich das Gefühl, dass die Menschen in meiner Umgebung viel
arbeiten.
4. Es ist wirklich schwierig hier Leute kennen zu lernen.
Wie bereits erwähnt, sind die Männer hier generell nicht an Freundschaften
interessiert. Außerdem hat man das Gefühl, die Rumänen bleiben generell lieber
unter sich. Dies bestätigen mir auch die ausländischen Studenten. Die Ungarn
sind zwar alle recht freundlich, aber hier weiß man, wie oben beschrieben, auch
nie, woran man ist.
5. Eines meiner persönlich größten Probleme ist das
Sprachproblem. Es ist einfach hart, wenn man sich jeder Woche nach der Arbeit
noch zum Ungarisch Unterricht (welcher wirklich Spaß macht, aber nach der
Arbeit ist es wirklich ein bisschen viel) schleppt und einfach nicht weiterkommt.
Ich bin nun 3 Monate im Ausland, lerne und übe wirklich viel und kann immer
noch kaum einen geraden Satz bilden. Jetzt erste lerne ich die Verben
konjugieren. Und es ist so deprimierend, wenn man die Sachen hier einfach nicht
anwenden kann. Genauso deprimierend ist es übrigens, dass ich kein rumänisch
spreche. Die Leute auf der Straße sprechen mich an und ich habe keine Ahnung.
6. Leider ist es hier auch nicht wirklich üblich sich
gegenseitig zu loben oder einfach mal etwas Nettes zu sagen. Das Gefühl der
Müdigkeit des Erklärens kommt auf, was auch verständlich ist, wenn man als
Einsatzstelle schon seit über 5 Jahren Freiwillige hat. Für mich ist dies aber natürlich demotivierend.
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